Restaurierung eines Kirchenfensters Mit Pinsel und Federkiel
Mücheln/Naumburg -
Wenn das der ältere Herr wüsste, der dem Förderverein der Geiseltalsee-Kirche in Mücheln-Neubiendorf im Frühjahr ein stark verschmutztes Fragment eines Bleiglasfensters aus einer der Kirchen der weggebaggerten Geiseltal-Dörfer vermachte. Es war sein letzter Wille, dass dieses Fenster in Neubiendorf restauriert ausgestellt wird. Nun ist der erste Schritt dafür getan.
Das Fenster ist in die Werkstatt der Firma Domglas Naumburg umgezogen. Kunstglasermeister Lutz Gärlich, der auf 50-jährige Erfahrung in seinem Metier blickt, hat mit der Reinigung begonnen. Er präsentiert das gute Stück auf einem Lichttisch. Es ist schon jetzt ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nach der Behandlung mit einem Staubpinsel und mit Feuchtkompressen zeigt sich eine farbenfrohe detailreiche Meisterarbeit, die der 72-Jährige trotz fehlender Teile leicht entschlüsselt.
Papyrusrolle mit dem Kirchen-Grundriss
Dargestellt wird ein Gespräch zwischen dem Baumeister einer Kirche und einem Steinmetz. Dabei hält der Baumeister eine Papyrusrolle mit dem Kirchen-Grundriss in der Hand. Seine bürgerliche Kleidung mit dem Pelzbesatz und das Barett auf dem Kopf zeigen seinen höheren Stellenwert in der Gesellschaft. Der Steinmetz wiederum ist mitsamt seinem Handwerkszeug dargestellt, einem Vorläufer der heutigen Wasserwaage etwa und einem Meterstab. Auch eine Holzleiter und ein Bauaufzug mit Eimer sind zu erkennen. Beide Männer stehen in einer Hütte neben der im Bau befindlichen Kirche mit gotischen Spitzbogen-Fenstern. Leider fehlt das Glasstück, das das restliche Gotteshaus zeigt.
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