Geiseltalsee Rollstuhlfahrer geht tauchen
Mücheln -
Kann man den Tauchschein machen, wenn man im Alltag auf den Rollstuhl angewiesen ist? Ja. Rico Rölke ist der beste Beweis dafür. Der 41-Jährige aus Großpösna bei Leipzig hat sich im August 2015 im Tauchzentrum Geiseltal angemeldet, das in Mücheln-Stöbnitz am Geiseltalsee seine Basis hat. Im Oktober bestand der Bürokaufmann die Prüfung. Gerade ist er von seinem ersten Tauch-Urlaub in Ägypten zurückgekehrt. Sein nächster Aufenthalt am Roten Meer ist schon geplant.
Es war Zufall, dass Rico Rölke überhaupt Kontakt zu einer Tauchbasis aufnahm. Ein Bekannter erzählte ihm, dass es Angebote auch für Menschen mit Handicap gibt. Da versuchte der 41-Jährige sein Glück. Denn obwohl er an spinaler Muskelatrophie, also schubweisem Muskelschwund, leidet und deshalb seit einiger Zeit im Rollstuhl sitzt, sei er ein Wassermensch.
Tauchzentrum Geiseltal
Im Tauchzentrum Geiseltal ist man schon seit 2008 auf Kunden mit Handicap eingestellt. Tauchlehrer müssen dafür „nur“ eine Weiterbildung besuchen, was in Mücheln möglich ist, und ein Arzt muss sein Okay geben. Aber weil der Aufwand bei der Ausbildung wie auch bei späteren Tauchgängen erheblich größer ist als bei gesunden Kunden, ist das Team um Chefin Anja Günzel weit und breit die einzige Anlaufstelle für Interessenten geblieben.
Warum, wird klar, wenn Rico Rölke von seinen Tauchgängen erzählt. Er fährt mit dem Rolli bis zur Wasserkante. Dann wird er von zwei Begleitern beim Gehen ins Wasser gestützt und schließlich auf den Rücken gelegt. Im Wasser bekommt er die letzten schweren Teile der Ausrüstung angelegt. Unter Wasser schließlich schiebt ihn ein Begleiter vorwärts. Dabei gibt es für den Großpösnaer etliche Einschränkungen.
Tauchgang nur 20 bis 30 Minuten
Die Tiefe, die er ins Wasser hinunter darf, ist auf zwölf Meter begrenzt. Ein Tauchgang darf nur 20 bis 30 Minuten dauern, weil durch Lähmungen das Temperatur-Empfinden abnimmt und die Gefahr der Auskühlung des Körpers groß ist. Und schließlich ist nur ein Tauchgang pro Tag erlaubt.
Das nimmt Rico Rölke gern in Kauf. Er schwärmt vom Tauchen: „Das Schweben im Wasser, die Ruhe. Das Gewicht des Körpers ist weg. Danach bin ich so tiefenentspannt. Es ist absolut fantastisch.“ Der 41-Jährige hat natürlich einen Vorteil. Seine Frau hat mit ihm zusammen tauchen gelernt. Sie hilft ihm auch beim Anzug anziehen, das schwierig ist, wenn man in den Beinen kaum Gefühl hat.
Das Tauchzentrum Geiseltal möchte mehr Menschen wie ihm zeigen, dass trotz Handicaps Wassersport möglich ist und hat dafür extra ein Konzept erarbeitet, das auch Kliniken mit Rehaabteilung angeboten wird. (mz)
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