Geiseltalsee Darum nimmt der Fischbestand ab
Mücheln -
Die Maränen im Geiseltalsee müssen den Gürtel enger schnallen. Sie finden nicht genug Nahrung. Jungfische wachsen langsamer als normal. Ausgewachsene Tiere werden nicht so groß und so schwer wie ihre Durchschnitts-Artgenossen. Überhaupt ist der Bestand zurückgegangen. Das ist das Ergebnis der jüngsten Untersuchung des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow.
Dessen Mitarbeiter nehmen den Geiseltalsee schon seit Jahren im Auftrag des Bergbausanierers LMBV unter die Lupe. Sie haben geschaut, wie groß das nach dem Bergbau geflutete Gewässer wird und mit was für Wasser das geschieht, in dem Fall gefiltertes Wasser der Saale. Daraus zogen die Wissenschaftler Rückschlüsse über die anfängliche Nährstoffversorgung und die Fischart, die mit diesen Bedingungen am ehesten klarkommt. Sie entschieden sich für Maränen als Leitfischart. 2009 und 2010 wurden durch die Mitarbeiter dann mehr als zehn Millionen Maränen-Larven in den See eingesetzt. Seitdem führt das Institut jährliche Untersuchungen des Bestands durch.
Warum Phosphor wichtig für das Leben im Geiseltalsee ist
„Der Lebensraum für die Maräne hat sich in den ersten Jahren auch gut entwickelt. Der Bestand hat sich etabliert. Die Reproduktion war gut. Ein neuer Besatz mit Maränen-Larven ist nicht notwendig“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Daniel Hühn. Maränen würden im Schnitt sechs Jahre alt. Im See lebe also schon die zweite Generation. Und das in einer Tiefe ab etwa 15 Metern, weil es dort recht kühl ist, der bevorzugte Lebensraum dieser Fischart.
Doch seit 2011 ist der Phosphorgehalt des Wassers gesunken. Der ist aber laut dem Fachmann wichtig für das Wachstum von Algen als Voraussetzung für das Vorkommen von unter dem Begriff Zooplankton zusammengefassten Würmern, Larven und Krebstieren. Davon wiederum ernähren sich Maränen.
Klares Wasser im Geiseltalsee: Sichttiefe bis elf Meter
Laut den Daten, die das Institut für Binnenfischerei regelmäßig von der LMBV bekommt, ist der aktuelle Phosphorgehalt mit fünf Mikrogramm pro Liter gerade noch nachzuweisen. Laut Daniel Hühn sollte der Wert mindestens zehn Mikrogramm pro Liter betragen, damit sich eine Fischerei lohnt. Als nährstoffreich gilt laut seiner Auskunft ein See mit etwa 60 Mikrogramm pro Liter. Andererseits bedeutet der niedrige Phosphorgehalt, dass der Geiseltalsee sehr sauber ist, was auch der Laie am klaren Wasser erkennt. „Je nach Jahreszeit beträgt die Sichttiefe sechs bis elf Meter. Die Sauerstoffversorgung ist ebenfalls gut“, so Daniel Hühn angesichts der Werte.
Sollte also nicht gedüngt werden, um bessere Bedingungen für größere Fische zu schaffen? „Das ist nicht zu empfehlen. Das würde die Wasserqualität verschlechtern. Wir werden mit den aktuellen Bedingungen erstmal leben müssen“, sagt Daniel Hühn. Immerhin macht er nach einem Zeitraum von mehreren Jahren Hoffnung. Der ursprüngliche Seegrund halte die Nährstoffe gewissermaßen fest. Aber mit der Zeit bilde sich darauf eine natürliche gewachsene Schlammschicht, die zur Verbesserung der Nährstoffwerte führe.
Probefischen am Geiseltalsee
Diesen Sommer kommen die Institutsmitarbeiter zurück an den Geiseltalsee. Sie werden wieder mit dem Netz nach Maränen fischen und dann zum Beispiel aus der Zahl der Tiere pro Quadratmeter Netzfläche ihre Schlussfolgerungen ziehen. Natürlich fangen sie dabei zwangsläufig auch andere Fischarten. So wissen sie, dass sich vor Ort etwa auch Barsch, Plötze oder Hecht wohl fühlen. (mz)