Johannisfest Mücheln Taufe in Gummistiefeln
Mücheln -
Normalerweise zieht sich die Müchelner Pfarrerin Tatjana Eggert vor einem Gottesdienst keine zwei Paar Neopren-Socken und dazu noch Gummistiefel an.
Doch trotz der sommerlichen Temperaturen am Sonntagnachmittag war das durchaus angebracht. Denn im Ortsteil St. Micheln fand der erste Taufgottesdienst an der Geiselquelle statt. Und dort hat das aus dem Felsgestein kommende Wasser eines unterirdischen Grundwasserbeckens eine Temperatur von etwa acht Grad Celsius.
Sieben Täuflinge zwischen einem und zwölf Jahren
Die sieben Täuflinge zwischen einem und zwölf Jahren mussten dafür nur einmal in die kalten Fluten steigen beziehungsweise wurden von ihren Eltern dorthin getragen. Tatjana Eggert aber hatte den Gang sieben Mal vor sich und sorgte deshalb entsprechend vor.
Rings um die Quelle herrschte Volksfeststimmung. Die Mitglieder der Feuerwehr St. Micheln hatten Tische und Bänke aufgebaut. Es gab Kuchen und Kaffee. Das Quellen-Geländer war mit Luftballons geschmückt. Der Posaunenchor Bad Lauchstädt sorgte für die musikalische Umrahmung. Neben den Täuflingen und ihren Familien hatten sich nicht nur Kirchenmitglieder zu der ungewöhnlichen Feier eingefunden. Das wollten sich auch etliche Müchelner nicht entgehen lassen. Schließlich konnte sich auch von den Älteren niemand daran erinnern, dass jemals eine Taufe in der Quelle stattfand.
Jedes Kind wurde mit drei Handvoll Quellwasser getauft
Die Idee dazu habe es zwar schon vor einigen Jahren mal gegeben, sagte Friedrich Seidel vom Gemeindekirchenrat St. Micheln auf MZ-Nachfrage. Aber erst mit der neuen Pfarrerin, die vor einem Jahr ihren Dienst im Geiseltal antrat, sei die Idee Wirklichkeit geworden. Als passenden Anlass hatte man das Johannisfest gewählt, das der Geburt von Johannes dem Täufer gewidmet ist.
Jedes Kind wurde mit drei Handvoll Quellwasser getauft, erhielt eine Taufkerze und einen Taufspruch und eine Kinderbibel. Tatjana Eggert sprach von dem besonderen Ort, der die Quelle des Lebens symbolisiere. Zum Abschluss ließen die Täuflinge die Ballons steigen. Dazu hatte jeder eine Karte mit einem Foto von sich vorbereitet. Darauf stand zum Beispiel: „Hallo! Mein Name ist Lina Johanna und ich wurde heute getauft. Über liebe Grüße und Wünsche würde ich mich sehr freuen.“
Kinder kannten sich alle aus der Müchelner Kinderkirche
Die Kinder kannten sich alle aus der Müchelner Kinderkirche. Nina Heinrich aus St. Micheln war mit ihren zwölf Jahren die erste, die sich für den Taufgottesdienst angemeldet hatte. Sie sagte im Nachhinein, es sei „cool“ gewesen. Auch Isabell Döhler aus Stöbnitz hatte in der Kinderkirche von dem Angebot erfahren und ließ nun ihre Töchter Paulina (3) und Joelina, die Sonntag gleichzeitig ihren neunten Geburtstag feierte, taufen. Wie die Pfarrerin war sie übrigens gut vorbereitet, hatte ein Handtuch und Ersatz-Schuhe für die Mädchen eingesteckt.
Nächstes Jahr soll es eine Wiederholung geben. „Wenn möglich mit erwachsenen Täuflingen“, wünscht sich Tatjana Eggert. (mz)